Die Räuber

Akte: Franz Moor (nach Friedrich Schiller) | Zu Friedrich Schillers 250. Geburtstag bringen die Cammerspiele eine neuzeitliche Version des Sturm- und Drang-Klassikers auf die Bühne

Ein Ort in der Jetztzeit. Der Glaube an die kapitale Marktwirtschaft hat den herkömmlichen Religionsglauben abgelöst – der Glaube an den Geldgott ist allumfassend. Große Reichtümer, die im Calvinismus des 16. Jahrhunderts lediglich als Zeichen für eine Auserwähltheit galten, sind selbst in den Stand von Heiligtümern erhoben worden.

Skrupellos und den Gott des Geldes verachtend, baut der überzeugte Leugner Franz Moor seine Herrschaft des Schreckens auf und vernichtet alles und jeden, der sich ihm in den Weg stellt. Seine Versuche, die schöne Amalia, die Geliebte seines verhassten Bruders Karl, für sich zu gewinnen, scheitern. Immer mehr entwickelt sich der ungeliebte zweite Sohn zu einem eiskalten und berechnenden Monster, das seine Rechte auf der Grundlage seiner eigenen Prinzipien einfordert.

Doch oben angekommen, wird er von heftigen Zweifeln heimgesucht. Der ungläubige Franz gerät immer mehr ins Wanken. Gibt es nicht doch jemanden, der am Ende über seine Sünden richten wird? – Draußen auf den Straßen toben die Aufstände; der komplette Zusammenbruch der Marktwirtschaft, das Glaubensgerüst der Menschheit, wird befürchtet … – gibt es ein Danach?

Regie: Jan-Henning Koch | Es spielen: Sarah Arndtz, Jonas Bewilogua, Sabrina Weidner


LVZ: „Obwohl Jan-Henning Koch das Personenverzeichnis stark gekürzt hat (kein Karl Moor, kein Vater), bleibt die Geschichte nachvollziehbar und der Spannungsbogen aufrecht erhalten. Es gelingt ihm, Schillers Klassiker im aktuellen Zeitgeschehen zu adaptieren, ohne dessen Absicht zu verdrehen. […] Die Welt ist schlecht, sehr sogar. Umso schöner, dass sich die Cammerspiele mit ihren ‚Räubern‘ an diesem schweren Stoff nicht verhoben haben.“