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Ich bin nichts. Ich hab nichts. Aber ich lach mich tot.

Eine Satire unter dem Deckmantel der Komödie von Matthias Beltz

„Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund und komme nicht zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!“

(Matthias Claudius)

Conny Tschöpse hat sich heute einen ganz besonderen Gast in ihr kleines Fernsehstudio eingeladen. Es handelt sich um den bekannten, dennoch bereits tot geglaubten Entertainer Caspar Eigenbrod. Dass sich die aufstrebende Moderatorin damit den Gevatter selbst ins Haus geholt hat, bleibt ihr lange verborgen. So hüpft sie heiter über Leichen und plaudert munter drauf los. Alsbald entwickelt sich das süßliebliche Trallala zum bitterbösen Spiel zwischen Künstler und Moderatorin, bei dem sie sich zunehmend in einem existentiellen Kampf wiederfindet. Die Fragende wird zur Befragten und persönliches Erleben spiegelt sich in einer Auseinandersetzung um heutige Werte, Moral und Menschlichkeit. Plötzlich trifft Hoch- auf Tiefkultur, Individualität auf Massengeschmack und Gestern auf Heute. Während des verbalen Rundumschlags entstehen absurde Schreckens-Szenarien einer sich in den Untergang zivilisierenden Menschheit. Die Tatsache menschlicher Vergänglichkeit verkommt zur quotenträchtigen Unterhaltungsnummer. Die mit allen Medienwassern gewaschene Conny Tschöpse tänzelt dabei abwechselnd auf Messers Schneide oder Todes Schippe. Dennoch wird ihr das eigene unvermeidliche Dahinscheiden bewusst und es bleiben Angst, Starre und Negation.

Die Inszenierung versteht sich auch als eine Art Wiederbelebungsversuch und Hommage an den politischen Satiriker und Autor des Stücks, Matthias Beltz (1945-2002). Der Hesse aus Frankfurt, zu früh von der großen Weltbühne abgetreten, galt als einer der schwarzzüngigsten Kabarettisten seiner Zeit. Beltz verstand es wie kein anderer, den Finger in spezifisch deutsche Wunden zu legen. In seinen (Bildungs-)Programmen und Stücken werden die Zuschauer entweder von banalstem Klamauk unter- oder aber intellektuell bis zur Unerträglichkeit überfordert. „Ich möchte die Leute von der Hoffnungslosigkeit über die Verzweiflung hin zur Trostlosigkeit führen.“ Ein frommer Wunsch. Dennoch sollten wir uns nicht abschrecken lassen und weiter den Teufel mit dem Beltzebub austreiben!

„Vorüber! Ach vorüber!
Geh, wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.“

(Matthias Claudius)


Regie: Alexander Aue, Steffi Dautert | Es spielen: Alexander Aue,  Steffi Dautert


LVZ (Juliane Streich): „So düstere Gesellschaftskritik, wahnwitzige Sinnfragen und zugespitzte Lösungsvorschläge stecken in Beltz‘ Werk, dass man sie sich alle gar nicht merken kann. „