In Stahlgewittern

LabBOX #5 | nach dem Buch von Ernst Jünge

Im Sommer 1914 rüsten sich die europäischen Großmächte zu einem Krieg von nie gekanntem Ausmaß. Als die Situation eskaliert steht ein Kontinent in Flammen. Staatsführer beschwören mit dem unheilvollen Takt der Kriegstrommeln die Vernichtung der zivilisierten Welt herauf, eine Vernichtung der sich nichts entziehen wird. Während die Verantwortlichen in Paradeuniform und mit gestärktem Kragen, weit ab vom Grauen der Schützengräben, alles daran setzen, die Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten, die Zahnräder der Zerstörung mit stetig frischem Blut zu schmieren, verreckt das uniformierte Volk als Menschenmaterial im Bleihagel der Stahlgewitter.

An vorderster Front, am Siedepunkt der Völkerscheide, steht der Chronist einer neuen, noch unbekannten Welt. Akribisch protokolliert Ernst Jünger während seiner Zeit an der Front die Parallelwelt des Krieges, einer Welt, in der die Dinge sich verkehren, in der Mord zur Pflicht wird, in der Gehorsam das Gewissen ersetzt. Er, der freiwillig in einer „trunkenen Stimmung von Rosen und Blut“, ausgezogen ist, erkennt schon bald das schreckliche Potential eines modernen Arsenals, dem der einzelne Mensch nur noch seine Gleichgültigkeit entgegen zu setzen hat. Als ein Bote schält sich Jünger aus den Schatten der Vergangenheit und tritt ein in die Gegenwart, einer Gegenwart in der abermals ein ganzer Kontinent sich rüstet, in der einhundert Jahre nach Beginn des ersten Weltkriegs Kanonen noch immer die Ultima Ratio sind. Ein Botenbericht von den Schlachtfeldern einer vergessenen Zeit, ein höllisches Traumbild das für einen Abend den äußersten Abgrund des Schreckens aufreißt.


Regie/Dramaturgie: Cajetan Scheliga | Regieassistenz: Charlotte Hoffmeister | Bühne: Felix Lindner | Kostüm: Philine Stich, Antonia Rybacki | Musik: Christopher Khamis | Spiel: Tom Lux