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Spielzeiteröffnungsfestivaltag der Cammerspiele mit Gästen aus Leipzig, München und Halle

Spielzeiteröffnungsfestivaltag der Cammerspiele mit Gästen aus Leipzig, München und Halle

Die Cammerspiele beginnen die neue Spielzeit 2015/16 mit einem rasanten Theater-Festival-Tag mit Gästen aus Halle (Saale), Leipzig und München!

PROGRAMMÜBERSICHT:

18:30h: Die Dicke – Der Walkact (von Julia Raab / Halle (Saale) ). Start: Cammerspiele im Werk 2-Hof

19:30h: Situation mit ausgestrecktem Arm (Performance von Oliver Zahn / München), Spielort: Werk 2/Halle D

20:30h: Female Drama / Soliloqui (Ausschnitt aus der Performance von Lulu Obermayer) + Ü B E R . H A U P T von Kahn, Wagner, Mühle und Schmelmer, Spielort: Cammerspiele

21:30h: Die Dicke – spielt Medea (von Julia Raab / Halle (Saale) ) Spielort: Werk 2/Halle D

ab 22:30h: Chillout-Aftershow-Party mit DJ Sir Bruno Dancelot (Ilses Erika). – Mit Tophits für die wilden Theaterbiester – von Schweinerockenroll über hitzige Indiehits bis hin zu All Time-Favoriten. Partyort: Cammerspiele

DIE DARBIETUNGEN IM EINZELNEN:

Die Dicke – Der Walkact

Von und mit Julia Raab

Von ihrem Trolley begleitet zieht eine Frau durch die Straßen. Man nennt sie die Dicke. Während ihrer Streifzüge nimmt sie vorsichtig Kontakt auf. Sie spricht nicht. In den spontanen Begegnungen feilscht sie mit ihrem Gegenüber um Kleinigkeiten und zieht dann doch alleine weiter. Die Dicke kann überall auftauchen – in einer verwinkelten Gasse in der Innenstadt, im Foyer eines Theaters, eines Museums oder einer Firma, am Buffet einer Geburtstagsfeier oder einer Hochzeit. – Sie suchen für Ihre Veranstaltung noch einen Walkact, ein Highlight oder einen Überraschungsgast…?

Foto: Oliver Röckle

Situation mit ausgestrecktem Arm
Essayperformance

Mit: Sara Tamburini | Stimme: Helmut Becker | Konzept und Leitung: Oliver Zahn | Technische Gestaltung: Jonaid Khodabakhshi | Ton: Udo Terlisten, Sebastian Heiland | Licht: Bernd Gatzmaga, Remo Cermak | Assistenz und Produktion: Florina Vilgertshofer

SITUATION MIT AUSGESTRECKTEM ARM setzt sich mit der (Kunst-)geschichte einer belasteten Geste auseinander: mit dem saluto romano, dem olympischen Gruß, dem Bellamy-Salute, dem deutschen Gruß, dem Hitlergruß. Diese Schwur- und Grußgeste ist als Symbol, das in der Malerei erfunden, im Theater populär gemacht und immer aufs Neue von nationalistischen Strömungen instrumentalisiert wurde, unmittelbar an der Schwelle von politischer und künstlerischer Aktion verortet. Die Performance verhandelt hiervon ausgehend den Umgang mit dem immateriellen Erbe unserer kollektiven Vergangenheit, das Verhältnis von Macht und Inszenierung sowie die choreografische Disziplinierung von Körpern. Ein Duett für eine Performerin und eine Stimme, eine Studie mit Fußnoten über die Politik der Kunst und die Kunst der Politik.

Foto: Florina Vilgertshofer & Christof Wessling

Eine Produktion der Bayerischen Theaterakademie August Everding und der Hochschule für Musik und Theater München mit dem Studiengang Regie (Leitung: Prof. Sebastian Baumgarten).

Soliloqui / Female Drama
Selbst-Deklination, Selbst-Deklaration.

Ausschnitt aus der Theater- Performance (Premiere am 24.9. in den Cammerspielen)

Von und mit: Lulu Obermayer

Eine Frau, ein Körper, tausend mögliche Erzählungen. I am. I was. I have been. I will be. Die Deklination des Selbst. Die Deklination der Frau, die man hätte sein sollen, die man hätte sein wollen, die man gedurft zu sein gewollt haben gemusst hätte.

Die Deklination als Beugung, vor dem Spiegel, vor den Blicken der Anderen, vor der ewigen Erzählung einer Geschichte. Einer Geschichte ohne Frauen. Ohne die Frauen, die man zu sein gewünscht hätte. Ohne die Figuren, die Kameradinnen hätten gewesen sein können. Eine Geschichte von Frauen, deren Sprache nie gesprochen wurde, Soliloqui – I am. I was. I have been. I will be. Die Deklaration des Selbst. I am – mehr als das: weich und monströs, Mutter und Hure, Salome und Gretchen. Soliloqui/Female Drama ist der Versuch einer Selbstbemächtigung und –ermächtigung, im Sprechen auf der Bühne, im hysterischen Selbstgespräch, im Ansturm gegen die Last der Überlieferung, im Widerstand, gegen den entblößenden Blick des Anderen. Der widerständige Versuch, in Metaphern nicht aufzugehen, zu flüstern, zu schreien, zu schweigen. Soliloqui/Female Drama ist das Selbstgespräch und der Selbstentwurf einer Frau, die nichtfür andere, sondern zuallererst fürsich und mit sich spricht; in einem Spiegel, der für den Zuschauer unsichtbar ist: Sie ist Eine, in Stücke zerissen, „in Bruchstücke, von Frauen, von Diskursen, von Schweigen, von noch unberührten weißen Stellen…“

Soliloqui/Female Drama sammelt und versammelt Monologe weiblicher Dramen-Figuren, feministische Theorie, Manifeste, Prosa, Gedichte, Lieder und Fundstücke. Soliloqui/Female Drama ist: Female Drama – „Wovon sprach ich? Ja, von der Bühne. Jetzt bin ich nicht mehr so. Jetzt bin ich schon eine richtige Schauspielerin, ich spiele mit Lust, mit Begeisterung, bin auf der Bühne wie berauscht und fühle mich schön.“ Caroline Adler

Foto: Florian Glaubitz

Ü B E R . H A U P T
von und mit Tim Kahn, Stephan Wagner, Josephine Mühle und Lukas Schmelmer

Die Performance von Tim Kahn, Josephine Mühle, Lukas Schmelmer und Stephan Wagner, misshandelt den aktuellen Stand der Postdramatik und legt den Fokus auf ein Spiel mit Realitätsebenen, dass die individuellen Sichtweisen auf die Grenzen einer Inszenierung ständig auf- und ablöst.

Foto: Kahn, Wagner, Mühle, Schmelmer

Die Dicke – spielt Medea
Eine tragische Lebensgeschichte in Plastiktüten

Spiel und Ausstattung: Julia Raab | Künstlerische Betreuung: Stefanie Oberhoff

Von ihrem Trolley begleitet streift eine Frau durch die Straßen. Man nennt sie die Dicke. Alleine kommt sie jeden Abend irgendwo an und lässt sich nieder. Sie spricht nicht. Aus ihren zahlreichen Plastiktüten zieht sie Bruchstücke ihrer Lebensgeschichte. Ein abgetragener Schuh, ein alter Mantel, eine verschmutzte Puppe. Mit diesen Habseligkeiten erzählt sie die tragischste Geschichte einer Frau. Die Dicke, eine moderne Medea.

Die Künstlerische Arbeit ‚Die Dicke‘ ist im Rahmen des Studiums im Studiengang Figurentheater an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst 2011 entstanden. Mit der Inszenierung ‚Die Dicke – spielt Medea‘ hat Julia Raab erfolgreich das vierjährige Studium als Figurenspielerin (Bachelor of Arts) abgeschlossen. Gefördert wurde ihre Bachelorinszenierung durch die LBBW-Stiftungen der Landesbank Baden Württemberg. Die Inszenierung wurde von der Jury des 13. Internationalen Festivals für studentisches Puppentheater und von der UNIMA Iran ausgezeichnet.

Foto: Oliver Röckle