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Remains. Eine Rede

Monolog zwischen Reenactment und den Geistern der kolonialen Erinnerung

Eine absonderliche Zeremonie: Der Hörsaal der Berliner Charité 2011, eine Delegation aus Namibia und zwanzig Schädel in Glasvitrinen und Kartons, feierlich bewacht von namibischen Offizieren in Uniform. Steif daneben: eine deutsche Staatsministerin. Ihre Aufgabe: eine Rede, ein Versuch Worte zu finden, dafür, was den Herero und Nama angetan wurde.

Von 1904 bis 1908 hatten die Deutschen in der damaligen Kolonie zehntausende Angehörige der Herero und Nama ermordet und in Konzentrationslagern gefangen gehalten. Einige der Schädel der Verstorbenen wurden Anfang des vergangenen Jahrhunderts aus dem sogenannten „Deutsch-Südwestafrika“ nach Berlin gebracht, um der immer zentraler werdenden Rassenforschung zu dienen.

Über hundert Jahre später: die Rückgabe der Gebeine an das namibische Volk. Symbolisch. Zur Aussöhnung. Dennoch erfolgt keine Wiedergutmachung oder offizielle Entschuldigung. Die Staatsministerin wird unterbrochen, Buh-Rufe ertönen, sie gerät aus der Fassung. „Deutschland ist das Land der freien Rede“, da habe man zuzuhören! Gelächter. Irritation.

In Remains. Eine Rede werden die obskure Rückgabe der Gebeine an das namibische Volk und die Rede der Staatsministerin Cornelia Pieper auf der Bühne zum absurden Trip in die vergessene, deutsche Kolonialgeschichte. Ein psychedelisches Reenactment gewidmet den weißen Flecken unserer Erinnerung. Ein Monolog, der sich einsam durch die schwere Frage des Umgangs mit den Überresten unserer Vergangenheit kämpft.


Von und mit anne&ich: Michaela Maxi Schulz, Anton Kurt Krause, Anne Rietschel, Sibylle Wallum

anne&ich sind ein neugegründetes Kollektiv professioneller Theaterkünstler aus Berlin und Hamburg.


Anton Kurt Krause ist 1986 in Magdeburg geboren. 2004 gründet er u.a. das Theaterfestival „Improv(is)e your life“. Er ist ein Jahr Regieassistent am Theater der Altmark und studiert unter Luk Perceval von 2008 bis 2011 Regie an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg. Seit der Spielzeit 2011/12 ist A. K. Krause Regieassistent am Thalia Theater, wo er u.a. mit Jan Bosse, Stefan Pucher, Nicolas Stemann und Jette Steckel arbeitet. Neben eigenen Arbeiten am Thalia Theater wie der Monologreihe „Schöner Scheitern“ im Nachtasyl bringt Krause die Pilotfolge der Thalia-Soap „Rennbahn der Leidenschaft“ auf die Bühne und inszeniert auch das Klassenzimmerstück, das während der Lessingtage 2014 Premiere feiert. Desweiteren läuft von ihm Khemiris „Ich rufe meine Brüder…“ am Thalia und er arbeitete mit dem Kollektiv machina eX am Schauspiel Leipzig zusammen. Seit 2014 lebt er in Berlin.


Anne Rietschel ist 1986 geboren. Nach einem Jahr auf Island und dem Studium der Skandinavistik und Germanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Kopenhagen absolviert sie ein Masterstudium der Dramaturgie an der Theaterakademie Hamburg. An Hospitanzen und Assistenzen u.a. am Hebbel am Ufer Berlin, Grips Theater Berlin, Sophiensaele Berlin und Thalia Theater Hamburg, aber auch in freien Projekten, schließen zahlreiche Studienprojekte mit Lea Connert & dem House of Gold, Friederike Schubert und Johannes Ender in den Zeisehallen, im Malersaal des Schauspielhauses Hamburg, auf Kampnagel und in der Gaußstraße des Thalia Theaters an. 2011 und 2012 gehört sie zur Co-Leitung der „Autorenlounge – Festival für junge Dramatik“ im Rahmen des Kaltstart-Festivals Hamburg. Mit der interdisziplinären Gruppe „Barbara präsentiert:“ residiert sie von April bis Juni im Hamburger Fleetstreet Theater. Seit der Spielzeit 2012/13 ist sie in der Dramaturgie am Thalia Theater beschäftigt. Seit der Spielzeit 2015/16 arbeitet sie als freie Dramaturgin u.a. für die Produktion „ankommen“ mit Gernot Grünewald am Thalia Theater und erhält ein Kunststipendium der Claussen Simon Stiftung.


Sibylle Wallum ist 1979 geboren, studierte Bühnen- und Kostümbild am Central Saint Martins College of Art and Design in London. Nach dem Studium assistiert sie den Kostümbildnern Christopher Oram bei Kenneth Branaghs Verfilmung der „Zauberflöte“ sowie Frida Parmeggiani bei Robert Wilsons „Johannespassion“ am Théâtre du Châtelet in Paris. Von 2011-2013 ist sie feste Kostümassistentin am Thalia Theater Hamburg. 2010 wird sie gemeinsam mit der Regisseurin Anna Dirckinck Holmfeld mit dem 5. Europäischen Opernregiepreis ausgezeichnet und in London für den Linbury Prize for Stage Design am National Theatre nominiert. Während und nach ihrer Kostümassistenz entstehen eigene Arbeiten am Residenztheater München, Thalia Theater Hamburg, Kampnagel Internationales Sommerfestival, Laezishalle Hamburg, Theater Augsburg, Musiktheater Kopenhagen und dem Southwark Playhouse in London.


Michaela Maxi Schulz ist 1985 in Berlin geboren. 2012 absolvierte sie ihr Schauspielstudium an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg unter der Leitung von Luk Perceval, welcher auch Regie bei der Abschlussinszenierung „A Failed Entertainment“ nach dem Roman „Infinte Jest“ von David Foster Wallace führte. Noch während ihres Studiums gründete sie das Theaterkollektiv „Shane Drinion“, welches mit den Produktionen „Could these Sensation Make me Feel the Pleasures of a Normal Man“, „Constant Bliss in Every Atom I + II“ und „Abwesen“ beim Osterfestival im Maxim Gorki Theater Berlin, Landungsbrücken Frankfurt und Theaterdiscounter Berlin spielte (www.shanedrinion.de). Von 2012-2015 arbeitete Michaela am Landestheater Stendal. Im Sommer 2015 spielte sie unter der Regie von Frederik Müller und Banafshe Hourmazdi in dem Stück „Meine Nase läuft“ am Theater Drachengasse in Wien.