description

Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung

Ein Lustspiel in drei Aufzügen nach Christian Dietrich Grabbe

TEUFEL. Wissen Sie auch, was die Welt ist?
RATTENGIFT. Die Welt –
TEUFEL. – ist nichts weiter, als ein mittelmäßiges Lustspiel, welches ein unbärtiger Engel, der in der ordentlichen, dem Menschen unbegreiflichen Welt lebt, während seiner Schulferien zusammengeschmiert hat.

Nun ist der an intriganten Spielchen interessierte Teufel höchstpersönlich auf die Erde hinaufgefahren, um auf dem Schachbrett Welt seine Figuren herumzuschieben. Dabei landet der höllische Sprössling jedoch gerade in einem Dorf, in dem sich nicht alle Spieler für seine Zwecke einsetzen lassen wollen. Der verrückte Baron und seine reizende Nichte Liddy, der alle Männer verfallen sind, nehmen den Herrn Bischof Teufel aber gerne bei sich auf. Schließlich kann der den schmierigen Herrn von Wernthal mit Liddy verheiraten, ist sie doch schon mit ihm verlobt – der hässliche Mollfels ist aber eher nach ihrem Geschmack. Dazwischen drängt sich der böse Freiherr von Mordax, der die Baronesse entweder heiraten oder totstechen will, je nachdem wie viel der Höllenfürst ihm dafür bietet… Dann gibt es da noch den dauertrunkenen Schulmeister, den hoffnungslosen Poeten Rattengift und den dicken Konrad, die allesamt naiv genug sind, den Teufel nicht als solchen zu erkennen, denn der passt ja schließlich nicht in ihr System. Warum also tut sich der Teufel diese Hölle auf Erden an?

Christian Dietrich Grabbe schrieb »Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung« bereits im Jahre 1822 und verspottete damit die damalige Gesellschaft in jedweder Form – eine Revolution für das frühe 19. Jahrhundert. Grabbe geriet in Vergessenheit, dabei ist seine Satire mit seinen kuriosen Stereotypen mehr als zeitgemäß. Heinrich Heine nannte ihn den »betrunkenen Shakespeare«, was nicht verwunderlich ist: Grabbe war von Alkoholexzessen gesundheitlich ruiniert und starb bereits mit 35 Jahren.


Regie: Dorothea Wagner | Dramaturgie: Anna-Katharina Müller | Assistenz: Elisa Oehme | Es spielen: Moira Both, Thalja Illerhaus, Lisa Rubin, Eric Schellenberger, Julian Thomas und David Wolfrum


artileipzig.de (Sophia Richter): „Dorothea Wagner hat eine furiose und auch intelligente Inszenierung auf die Beine gestellt, die immer besser wird, je länger sie dauert. Insebesondere in den Kleinigkeiten offenbart sich das große Potential des Abends: Gesichtsausdrücke, Bewegungen und Betonungen sind mit viel Liebe zum Detail gesetzt und verleihen dem klamaukigen Geschehen einen besonderen Schliff. Gegen Ende gibt es dann noch einen erfrischenden Bruch mit der ansonsten recht klassischen Form, wenn die SchauspielerInnen mehr und mehr aus den Rollen fallen, was mit dem richtigen Maß an Ironie und sichtlicher Lust an der eigenen Dekonstruktion umgesetzt wird. Insgesamt wird hier eine durch und durch gelungene Vorstellung geboten, die vor allem die Lachmuskeln erfolgreich strapaziert.“