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Die kahle Sängerin

Anti-Stück von Eugène Ionesco

Die beiden Ehepaare, die Smiths und die Martins, haben es geschafft: Haus, Garten, Kinder, Auto, Hund. Im Sommer gibt es Garten- und Grillfeste, im Winter geht es mal ins Kino oder ins Konzerthaus. Und wenn es einmal ganz besonders werden soll, trifft man sich mit Freunden, stellt Vergleiche der Lebenssituation an oder besucht sogar gemeinsam eine Ü-30-Party. Ganz normale Menschen halt.

Der Theaterabend gönnt genau solchen Menschen einen Auftritt im Rampenlicht. Jener Menschenschlag, den andere bösartig als Spießertum bezeichnen würden, liefert sich an diesem Abend humorvoll und zugleich gnadenlos den Augen des Publikums aus. Ein gemütliches Treffen der befreundeten Ehepaare entwickelt sich rasch zur existenziellen Suche nach dem Sinn. Die Absurdität des Geschehens nimmt zu, die Gespräche verlieren an Bedeutung, die Figuren verlieren ein Gefühl für das, was sie sind. Eine zielführende Handlung sucht man in Ionescos “Anti-Stück” vergebens.

Diesen ständigen Druck, etwas aus seinem Leben zu machen, kennen die meisten von uns. Doch ist es nicht verlockend, einfach mal loszulassen, zu entspannen und eine Woche mit Netflix-Serien auf der Couch zu verbringen? Oder doch lieber die selbst geschmiedeten Ketten sprengen und nach einem Ausweg suchen? Und wie viel Spießer steckt in jedem von uns? Diese und andere Möbel gilt es zu verrücken, um einen Platz im Leben zu finden, der nicht schon durch andere Begriffe besetzt ist.


Es spielen: Julia Nesswetha, Anton Wozasek, Lisa Puchowski, Enrico Engelhardt, Martin Burkert | Regie: Cyprian Zajt