Der Link zum Online-Meeting findet sich hier.
Carlotta Vitale ist Schauspielerin, Regisseurin, Theaterleiterin und Lehrerin. Sie hat das ‚Gommalacca Teatro‘ in Potenza (Italien) in der Basilikata zusammen mit Mimmo Conte gegründet. Das Theater hat seinen Platz in Serpentone, einem äußeren Distrikt der Stadt gefunden. Zentral ist dort eine Großwohnsiedlung für 1000 Bewohnerinnen und Bewohner. Davor steht ein Schiff aus Beton, das ein Symbol für die Verschwendung öffentlicher Gelder und die Nutzlosigkeit so mancher architektonischer Interventionen ist und das ein Kunstobjekt für die Regeneration des Viertels sein soll. Das Betonschiff gab die Idee, dieses Viertel gleichsam in Bewegung, zum Schwimmen zu bringen. Inzwischen hat das Theater seit 2019 ein schiffsähnliches Theater auf Rädern, ein ‚nave‘, in dem sie Projekte machen und Residenzen vergeben. Dieser Raum soll kein Theater, eher ein architektonisches Kunstobjekt auf Rädern sein, das den umgebenden Raum neu und anders definiert. Der Ort und die ‚Landschaft‘ des Distrikts spielen in diesem Theater eine entscheidende Rolle.
Das Theater des ‚Gommalacca Teatro‘ ist Community Theater, ganz auf Serpentone und seine Bewohnerinnen und Bewohner konzentriert, mit denen sie arbeiten.
Carlotta Vitale wird das Theaterprojekt im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Freie Radikale“ digital vorstellen. In einem Gespräch mit Julia Effinger, Projektleiterin Kunst- und Kulturvermittlung in Europa der Stiftung Genshagen sollen die lokalen und transkulturellen Perspektiven dieser Theaterarbeit, ihre Vorgehensweise und ihre Praxis der Neubestimmung des sozialen Raums ausgelotet werden.
Mit: Carlotta Vitale – Theaterleiterin des Gommalacca Teatro, Potenza (Italien) | Julia Effinger – Stiftung Genshagen, Projektleiterin für den Bereich Kunst- und Kulturvermittlung in Europa (angefragt) | Günther Heeg – Direktor des Centre of Competence for Theatre | Meera Theeßen – Mitarbeiterin am Centre of Competence for Theatre
Freie Radikale – Unabhängige Theaterarbeit heute
Veranstaltungsreihe des Centre of Competence for Theatre (CCT) und des Instituts für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig
Die freie und Amateurszene in Theater und verwandten Künsten ist in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nicht nur ein immer lebendigerer und kreativerer Ort kultureller Selbstverständigung geworden, sie wird sogar zunehmend als wichtiger kulturpolitischer Ansprechpartner gesehen und von manchen sogar als Praxisform der Zukunft apostrophiert. Zwischen diesen Extremen von Heilserwartung und Untergangsstimmung im kulturellen Bereich geschieht aber auch ästhetisch, soziokulturell und organisatorisch im wahrsten Sinne Weltbewegendes. Von community theatre über kollektive Arbeitsprozesse und transkulturelle Erfahrungsräume bis hin zu gut gemachter Unterhaltung durch ‚well made plays‘ finden sich in der Amateur- und freien Theaterpraxis vielfältigste Formen und Strategien, die immer zum Ziel haben, Menschen zusammenzubringen und sie gemeinsam Erfahrungen und Erkenntnisse zugleich gewinnen zu lassen. In der Spanne zwischen lokaler und regionaler sowie internationaler und transkultureller Arbeit lassen sich in den freien und Amateurkünsten der Gegenwart Potenziale für ein Zusammenleben unter herausfordernden Umständen gewinnen.
Im Wintersemester 2020/21 u.a. mit Simon Reimold (HEYOKA Theater, Ulm), Gustavo Fijalkow (Fast Forward Dance Company, Leipzig), Holger Bergmann (DIE VIELEN, Berlin), Carlotta Vitale (Potenza, Italien) und vielen anderen.