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Ich bin das Tier

In der Galerie KUB

Sommertheater

Eine Gruppe Jugendlicher strandet auf einer unbewohnten Insel. Von nun an sind sie auf sich allein gestellt und müssen selbst entscheiden, nach welchen Regeln und Werten sie leben wollen. Robinson Crusoe oder Dschungelcamp?

Über dieser Frage zerbricht die Gemeinschaft. Ein demokratisches System von Recht und Ordnung trifft auf einen autakratischen Anführer, der für Abenteuer, wilde Exzesse und das Recht des Stärkeren plädiert. Der Machtkampf spitzt sich immer mehr zu und aus pubertärem Spiel wird blutiger Ernst.

Auch 2018 ist das Gefühl stärker denn je, dass das Ende unserer vermeintlich zivilisierten Gesellschaft naht, ein dritter Weltkrieg nicht weit. Eine Generation, aufgewachsen ohne Krieg im eigenen Land, sieht sich erheblichen Vorwürfen (unpolitisch, faul) ausgesetzt, während eine alte Riege von Politiker*innen in den Parlamenten eigene Sache macht. Der EU wird monatlich das Ende vorhergesagt, Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und politische Willkür werden weltweit wieder salonfähig. Es entsteht eine Gesellschaft, überlagert von Aggressionen, die zur Lust am Töten und totalem Führungsanspruch eskaliert und die stets latente Gefahr der Faschisierung der bürgerlichen Demokratie warnend nahelegt.

Mit den Konsequenzen müssen vor allem die jungen Erwachsenen zukünftig auskommen und umgehen. Die Inszenierung stellt die Frage, inwiefern infantile Tendenzen für ein derartiges gesellschaftliches System mitverantwortlich sind. Wie kommt es, dass vernunftbegabte Menschen von sich selbst deklassiert werden und faschistoide Tendenzen entwickeln? Wie gehen wir heute mit Schuld, Unschuld, Recht und Gerechtigkeit um.


Darsteller: Nicolaj Gnirss, Karoline Günst, Elisa Ludwig, Tom Lux, Damian Reuter, Henriette Seier | Regie: Antje Cordes & Tim Kahn | Bühne: Felix Lindner & Lorenz Stöger | Kostüme: Carlotta Schuhmann | Musik: Gerrit Netzlaff | Video: Alexander Bach | Dramaturgie: Lukas Schmelmer Assistenz: Lindsay Ansell | Hospitanz: Lena Kolle & Jenny Pohle


Miriam Heinbuch | Leipziger Volkszeitung | 27.07.2018: „Beeindruckend ist, dass die Inszenierung völlig ohne ein Schwingen der Moralkeule oder einen Wink mit dem Zaunpfahl auskommt. Die Kraft der Symbolik allein reicht, um das Stück in einem gesellschaftlichen Kontext zu platzieren. Statt eines erhobenen Zeigefingers bekommt der Zuschauer ein aufregendes Erlebnis, das sich mit seiner angedeuteten Endzeit-Optik doch nah und sehr relevant anfühlt. Das trifft mehr als nur einen Nerv.“