„Monologe für zuhause“
Entlarvende Geschichten der Tatortreiniger-Autorin | Tragikomische Leseperformance mit Live-Musik
Donnerstag, 21. März 2019 | 19:00 Uhr | Eintritt: 6,00 €
„Der Tatortreiniger“ ist Kult. Nicht erst, seitdem das Ende der TV-Serie verkündet wurde. Die Schöpferin des Tatortreinigers heißt Ingrid Lausund. Sie erfand den liebenswerten Putzmann Schotty und all die Figuren, die Schotty beim Leichenreste-Wegschrubben kennenlernt und ihn in existentiell-philosophische Dialoge verwickeln. Ingrid Lausund schrieb alle Drehbücher. Unter dem Pseudonym Mizzi Meyer.
„Der Tatortreiniger“ ist seit Dezember 2018 Geschichte. Die Fangemeinde trauert. Doch zur Leipziger Buchmesse kann sie die Leere mit anderen Geschichten von Lausund füllen. Geschichten aus dem Erzählband „Bin nebenan. Monologe für zuhause“. Wie vom Tatortreiniger gewöhnt, zeichnet die Autorin all ihre Figuren messerscharf und liebevoll und packt sie in existentielle, skurrile und brisante Episoden.
Die zwölf Geschichten erzählen von Verwicklungen inmitten privatester Räume, rund um Sofas, Kleiderständer oder Badewannen, in denen es aber letztlich immer ums große Ganze geht. Ums menschlich und gesellschaftlich Eingemachte. Um das, was uns im Innersten zusammenhält. Emotionale Rohrbrüche inklusive.
Die „Monologe für zuhause“ sind Selbstgespräche, in denen so viel passiert, wie in vielen Romanen nicht. Geschichten, die so fesseln und überraschen, wie viele Krimis nicht. Und so lebensprall, entlarvend und relevant sind, wie manche Tageszeitung nicht. Kurz: Allerfeinste Unterhaltung mit Intelligenz, Tiefe und dem für die Autorin so typischen Humor.
Die Journalistin und Dramaturgin Antje Hoffmann entwickelte aus Lausunds Buch eine skurril-dramatische Leseperformance für drei Personen. Es lesen die Kabarettisten Claudius Bruns und Katrin Hart sowie Antje Hoffmann. Die passende Musik steuert live und virtuos an den Keyboards Ali Krause bei.
Ein tragikomischer Abend. Fast als wäre Schotty da.
Zum Buch: Alle gelesenen Texte stammen aus dem Buch: „Bin nebenan. Monologe für zuhause“. Henschel Schauspiel, 2014 | Zwölf Episoden über Mitmenschen und ihre Einrichtungsversuche. Mint und Hellblau gegen ein bedrohliches Außen, Gemütlichkeitsrituale gegen Panikattacken, die perfekt geputzte Küche als pseudo-sakraler Raum. Ein Textmarathon über wackelige Lebensfundamente und sanierungsbedürftige Innenräume. Emotionale Rohrbrüche vorprogrammiert.
Zur Autorin: Ingrid Lausund ist eine überaus renommierte Theaterautorin und Regisseurin. Ihre Komödien gehören zu den meistgespielten Gegenwartsstücken auf deutschen Bühnen. Die ehemalige Hausautorin und Regisseurin am Deutschen Schauspielhaus Hamburg arbeitet seit 2004 freischaffend. Unter dem Pseudonym Mizzi Meyer ist Lausund auch als Drehbuchautorin tätig. Für ihre Drehbücher zur Fernsehserie „Der Tatortreiniger“ wurde sie 2012 und 2013 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Mit Bjarne Mädel, dem Hauptdarsteller der Serie, hat Ingrid Lausund bereits zuvor am Hamburger Schauspielhaus zusammengearbeitet. Lausund lüftete erst im Dezember 2015 das Geheimnis um ihr Pseudonym. Auch für die Verfilmung des Bestseller-Romans „Er ist wieder da“ von Timur Vermes schrieb sie das Drehbuch. Ingrid Lausund lebt in der Bretagne und in Berlin.
Antje Hoffmann (Idee, Konzept und Lesung) | Studium der Diplom-Dramaturgie für Theater und Medien in Leipzig. Freie Journalistin für Print und Radio (Kultur/Soziales) und Sprecherin. Freie Redakteurin beim MDR. Seit 2014 Zusammenarbeit mit Claudius Bruns.
Claudius Bruns (Lesung) | Studierte Jura, Politikwissenschaften, Philosophie und Jazzklavier in Leipzig. Seit 2007 regelmäßige Arbeit als Pianist und Darsteller beim Leipziger Kabarett academixer. 2014 erstes Soloprogramm „Allein am Elfenbein“. Nominiert für den Kabarettpreis Rostocker Koggenzieher. 2017 „Allein am Elfenbein 2.0“. Moderator „Horny Comedy Slam“ im Rahmen der „Leipziger Lachmesse“. Gewinner des Leipzig SongSlams. Pianist u.a. bei der Theatergruppe Adolf Südknecht und der Theater Turbine in Leipzig. Mitbegründer und Betreiber der Spielstätte Horns Erben in Leipzig.
Katrin Hart (Lesung) | 1957–1969 Schul- und Berufsausbildung in Berlin zur Filmkopierfacharbeiterin. 1969–1973 Studium der Kultur-/Theaterwissenschaft in Leipzig. Seit 1969 Ensemblemitglied der academixer. Vorsitz im Stiftungsrat „Bürger für Leipzig“
Alexander Krause (Musik) | Studierte in Weimar (Schulmusik) und Leipzig (Jazz – Piano). Stilistisch bewegt er sich zwischen Funk, Pop und Jazz. Ein echtes Multitalent – Musiker mit Herz und Leidenschaft. Seine abgefahrenen Synthesizer-Sounds sind integraler Bestandteil des einzigartigen Sounds von JAMTONIC. Oft könnte man meinen, er hätte mehr als 5 Finger an jeder Hand, wenn er seinen Keyboards gleichzeitig wabernde Techno-Sounds, Klavier, Bläser und ganze Streichorchester entlockt.
Toni Gottschalk: „Konfetti im Bier“
Subkultur-Roman aus dem Inneren der Ultra-Szene des FC St. Pauli | Eine Lesung nicht nur für Fans der Kiezkicker | Liesmich Verlag
Donnerstag, 21. März 2019 | 21:00 Uhr | Eintritt frei
„Konfetti im Bier“ ist ein Subkultur-Roman. Ein Buch für Fußball-Fans, und zwar nicht nur die der Kiezkicker. Für Leute, die immer schon mal mehr über die Mechanismen von Ultra-Gruppierungen wissen wollten. Für Hamburger. Und für jene, die es immer wieder dort hinzieht.
Im Fokus steht das Spannungsfeld zwischen Fußball, Politik, Verein und der eigenen Fan-Gruppe, in dem sich die Mitglieder bewegen.
Toni Gottschalk erzählt von Merks, Subbe, Jette und all den anderen. Von denen, für die der FC St.Pauli und die eigene Gruppe viel mehr bedeuten, als nur jedes Wochenende gemeinsam zum Spiel zu gehen. Die Gemeinschaft genießen und gleichzeitig an ihrem Handeln zweifeln. Jenen, die denken, dass sie eigentlich „zu alt für diesen Scheiß“ sind und anderen, die doch gar nicht wissen, ob sie da wirklich richtig sind.
Choreos vorbereiten, Auswärtsfahrten planen, sich mit den Fans des blau-weiß-schwarzen Nachbarn rumärgern: Toni Gottschalk guckt nicht von außen drauf, sondern steckt seit Jahren mittendrin. „Konfetti im Bier“ ist lebendig, humorvoll und schnörkellos.
Toni Gottschalk, Jahrgang 1981, ist Wahlhamburger seit dem fünften Lebensjahr. Mit dem Schicksal des FC St. Pauli ist der Historiker seit 2001 eng verknüpft. 2006 hat er begonnen, die aktive Fanszene als Comiczeichner für verschiedene Fanzines zu begleiten. „Konfetti im Bier“ ist sein literarisches Debüt und der erste Ultras-Roman aus dem deutschsprachigen Raum.
Der Liesmich Verlag ist ein 2013 gegründeter, unabhängiger Verlag aus Leipzig mit belletristischem Schwerpunkt. 2014 erschien der Fahrradkurier-Roman „Pedalpilot Doppel-Zwo“, dem 2015 die Road-Novel „Fayvel der Chinese. Aufzeichnungen eines wahnwitzigen Ganoven“ folgte. Im Jahr 2017 veröffentlichte der Verlag dann die Dystopie „Cronos Cube“, die für den Seraph-Literaturpreis in der Kategorie „Bestes Debüt“ nominiert war. Liesmich ist auch in diesem Jahr wieder mit einem Stand auf der Buchmesse vertreten.
Jean Genet: „Le Bagne/ Das Bagno“
Szenische Lesung mit Studierenden der HMT Leipzig | Gespräch mit der Verlegerin Katharina E. Meyer | Moderation: Matthias Döpke, Schauspiel Leipzig | Merlin Verlag
Samstag, 23. März 2019 | 19:00 Uhr | Eintritt frei
Jean Genet, der große französische Dichter und Dramatiker, gehört zu den Klassikern der Weltliteratur. Zu Lebzeiten provozierte und polarisierte der „Orpheus der Gosse“ die Gesellschaft. Nach seinem Tod geriet er zunächst beim breiten Lesepublikum in den Hintergrund. Heute ist das Werk Jean Genets in der Zeitlosigkeit seiner Thematik, in der Vielfalt unabgenutzter Sprachbilder, in der gedanklichen Präzision und im unvergleichlichen Reichtum seiner Poesie zum Inbegriff moderner Dichtung geworden. Genets Werk zu kennen, ist unerlässlich für jeden, dem Literatur etwas bedeutet. Seine Theaterstücke wie Die Zofen, Unter Aufsicht oder Der Balkon gehören zum klassischen Repertoire des Welttheaters.
Das fragmentarische, nie beendete Theaterstück Le Bagne ist die eigentliche Entdeckung im Nachlass von Jean Genet. In dem Stück lässt dieser das Bagno, eine ehemalige, vor der Küste Südamerikas liegende und 1946 geschlossene Strafkolonie, als verlorenes Paradies wiederauferstehen. In dem geschlossenen Universum des Bagno entsteht eine Gesellschaft von ausgegrenzten Menschen – Sträflingen wie Wärtern. Genet zeichnet die Figuren mit Humor und Sarkasmus und großer Zuneigung, von ihren Träumen entfremdet, aber mit geschärften Sinnen. Das Stück wurde in Frankreich am 5. Mai 2004 am Théâtre de Nice in einer Inszenierung von Antoine Bourseiller uraufgeführt. Die deutsche Erstaufführung steht noch aus.
Die Veranstaltung findet statt anlässlich der Veröffentlichung von Band VIII der Jean-Genet-Werkausgabe und anlässlich der Auszeichnung des Verlagsgründers Andreas J. Meyer mit dem Kurt-Wolff-Preis 2019.
Szenische Lesung mit Tobias Amoriello, Julian Kluge, Friedrich Steinlein, Nicole Widera (Studierende der Hochschule für Musik und Theater Leipzig) | Gespräch mit der Verlegerin Katharina E. Meyer | Moderation und szenische Einrichtung: Matthias Döpke (Schauspiel Leipzig)
Jean Genet, geb. am 19. Dezember 1910 als uneheliches Kind in Paris und von der Mutter ausgesetzt, wächst bis zum 13. Lebensjahr bei Pflegeeltern im Morvan auf. Mit Ende der Pflegschaft beginnt die Odyssee Genets durch die Institutionen der öffentlichen Fürsorge, bis er in der berüchtigten Besserungsanstalt von Mettray landet. 18-jährig verpflichtet sich Genet zum Militärdienst und wird in den Nahen Osten, später nach Marokko versetzt. Seitdem fühlt er sich von der arabischen Welt und den Menschen dort stark angezogen. In den 40er Jahren beginnt Genet zu schreiben, zunächst Gedichte und Romane, später Theaterstücke. Seit den 60er Jahren veröffentlicht er zahlreiche politische Essays und Artikel, in denen er sich für die Sache der Benachteiligten engagiert. 1983 wird Genet mit dem Französischen Nationalpreis ausgezeichnet. Er stirbt in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1986.