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The Sunset Looks Violent

Wahrnehmung von Gewalten
Ein performativer Audiowalk durch Leipzig-Connewitz

Ein Schlag ins Gesicht, ein abgebrochener Autospiegel, das Beobachten einer Prügelei, keine Wahlberechtigung, eine Beleidigung an der Haustür, ein Zu-Nahe-Kommen, die nächste Mieterhöhung, das Zupacken an einem Kinderarm, Sanktionen des Jobcenters, Schlafentzug, Krieg, … Was ist Gewalt für dich?

STUDIO URBANISTAN begibt sich für The Sunset Looks Violent in ein Viertel im Leipziger Süden, um diese Frage zu stellen. Symbolisch und medial aufgeladen ist der Stadtteil Connewitz für manche eine Art Insel oder Freiraum, für andere der Inbegriff des ständigen Ausnahmezustands. Was sagen Jugendliche, Stadtsoziolog*innen, ältere Menschen, Hausbesetzer*innen, Polizist*innen, Fußballfans oder Kindergärtner*innen über persönliche Gewalterfahrungen und -phantasien? Über politisch motivierte und staatliche Gewalt? Über Ursachen und Rechtfertigungen? Und über die eigenen Definitionen und Grenzen?

Fotos: Alina Simmelbauer

Während des Walks ziehen die Teilnehmenden in einer Gruppe durch den Stadtteil – ausgestattet mit Kopfhörern werden sie von den Stimmen der anderen begleitet, um den eigenen Gewalten zu begegnen. The Sunset Looks Violent. Doch was passiert, wenn wir den Horizont erreichen?


Eine Koproduktion von STUDIO URBANISTAN und den Cammerspielen Leipzig in Kooperation mit dem Institut B3 e.V.


Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.


Künstlerische Leitung: Julia Lehmann, Melanie Albrecht und Clara Minckwitz | Assistenz: Marie Kraja | Sound/ Schnitt: Nicolas Schneider | Performance: Sarah Arndtz, Thomas Deubel, Gerard Gorczyca, Laila Grümpel, Ania Rafeld, Ray Romanos


Angesichts des aktuellen gesellschaftlichen Klimas, in dem Hass und Gewalttätigkeit in Worten und Taten immer häufiger Normalität zu werden scheinen, setzen sich die Cammerspiele Leipzig, initiiert vom Institut B3 e.V., in zwei Projekten kritisch mit dem Themenkomplex Gewalt und Stadt auseinander und schreiben eigene Assoziationen dazu mit theatralen Mitteln fort. Die szenische Installation 196ff setzt sich mit der Dokumentation rechtsextremer Tötungen seit 1990 auseinander. The Sunset Looks Violent ist ein performativer Audiowalk durch Connewitz, der unterschiedlichen Wahrnehmungen von Gewalt nachspürt.


STUDIO URBANISTAN ist ein Label für performative Zwischenfälle im urbanen Raum. An der Schnittstelle von gebauten Realitäten und verborgenen Themen kreiert STUDIO URBANISTAN neue Erfahrungs- und Begegnungsräume zwischen Alltag und Fiktion, die die Regeln und Konventionen umkämpfter Gebiete außer Kraft setzen. Die individuellen Geschichten und persönlichen Stimmen des urbanen Raums sind integraler Bestandteil der Projekte, die mit Performenden und/oder der lokalen Bevölkerung realisiert werden.

STUDIO URBANISTAN arbeitet mit den Mitteln der Recherche und Beobachtung: als Jäger verlorener Schätze, als Peephole-Spione der Gegenwart oder als akribisch, wissenschaftliche Sammler des urbanen Mülls. Auf der Suche nach den utopischen Momenten des gewöhnlichen Lebens werden die Ergebnisse zur dokumentarischen Grundlage ihrer spielerischen Experimente, deren Formate irgendwo zwischen Audiotour, Site-Specific Performance und Recherchetheater changieren.

Das Projekt „reisegruppe heim-weh!“, das 2014/15 an den Cammerspielen Leipzig realisiert wurde, erhielt 2017 den 1. Preis für »innovative Theaterprojekte mit Geflüchteten« des Bundesverbands für Theaterpädagogik e.V. Zudem ist STUDIO URBANISTAN in Publikationen vertreten, u.a. in „Creation and Displacement – Developing new narratives around migration“ (Hg: International network for contemporary performing arts, ietm), „Geflüchtete und kulturelle Bildung – Formate und Konzepte für ein neues Praxisfeld“ (Hg: Maren Ziese, Caroline Gritschke, transkript-Verlag) und „Engagiert für Integration – Demokratische Teilhabe in der Einwanderungsgesellschaft“ (Hg: Stiftung Mitarbeit, Verlag Stiftung Mitarbeit).

STUDIO URBANISTAN steht für die gemeinsamen Arbeiten von Clara Minckwitz und Julia Lehmann.