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Tagebuch eines Wahnsinnigen

nach einer Erzählung von Nikolai Gogol

„Seit einiger Zeit fange ich an,
Dinge zu sehen und zu hören,
die ich noch nie zuvor gesehen
und gehört habe.“
Aksenti Iwanow Poprischtschin

 

Poprischtschin ist ein kleiner, boshafter Beamter im Staatsdienst. Sein grauer Alltag lässt ihn zunehmend unglücklicher werden – auch deshalb, weil die Tochter seines Chefs seine Liebe nicht erwidert und er den ständigen Schikanen seines Vorgesetzten unterworfen ist. Er träumt von einer Karriere und zieht sich immer mehr in eine Scheinwelt zurück. Poprischtschin zerbricht an seinen eigenen Wunschbildern, wird von Selbsttäuschung und unerfüllbaren Sehnsüchten in den Wahnsinn getrieben. Zum Scheitern verurteilt, befindet er sich schließlich in einer ausweglosen Situation…

Mit satirischer Schärfe zeichnet Gogol (1809-1852) das Bild einer Gesellschaft, deren Sehnsüchte und Ideale allzu oft den platten Lächerlichkeiten dieser Welt zum Opfer fallen. Mit dem „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ greift der Dramatiker zwei Themen auf, die er aus eigener Erfahrung kennt und die sich durch mehrere seiner Werke ziehen: das Dasein als kleiner zaristischer Beamter und die Gratwanderung zwischen geistiger Gesundheit und Besessenheit.


Regie: Danilo Riedl | Regieassistenz: Steffi Wagner | Foto/Video: Sebastian Schimmel | Es spielen: Sarah Arndtz, Christian Feist


LVZ (Thomas Düll): „Das Publikum kichert, lacht, prustet; die beiden Schauspieler lassen jeden Einzelnen jedoch immer wieder durch eine durchdringende Intensität und das Erkennen der Ausweglosigkeit innehalten.“


Leipzig Almanach (Mathilde Lehmann): „Das Einsetzen des Applauses dauert ein wenig, jedoch nicht, weil man sich überlegt, ob die Vorstellung den Aufwand des Klatschens lohnt, nein, sondern weil man hofft, dass sie noch nicht zu Ende ist.“


Chronisch Kranke, Rollstuhlfahrer und geschiedene Paare mit Kindern. Sie alle fallen im Bedarfsfall unter die neue Härtefallregelung nach dem SGB II und können Geld für Salben gegen Neurodermitis, Hygieneartikel, Putz- und Haushaltshilfen oder Fahrt- und Übernachtungskosten beantragen. Aber was ist mit der Frau im brandneuen Louis Vuitton-Look, die über die Straße hetzt um sich dringend noch mehr Kleider zu kaufen, obwohl ihr Schrank bereits überquillt? Oder der Beamte, der heimlich in die Tochter seines Chefs verknallt ist, von dem er täglich schikaniert wird? Was ist mit bestimmten Politikern, Sportlern oder Popstars; was ist mit der nervigen Kassiererin, den komischen Nachbarn aus der zweiten Etage oder diesem abgefuckten Typen, dem ich ständig begegne? Wer oder was ist überhaupt ein Härtefall? – In der Spielzeit 2010/11 wollen wir uns auf die Suche begeben, nach den härtesten, normalsten, offensichtlichsten und verstecktesten Härtefällen.