In der Abhängigkeit von Routinen und Symbolen eint sich unser kapitalistischer Alltag mit der ihm vermeintlich entgegengesetzten Spiritualität. Der allmorgendliche Weg zur Arbeit mit dem klimapolitischen Podcast, der durch das Ohr schlürft – das ist der urbanisierte Sonnengruß.
Die Aloe Vera Seife (traditionell indische Formel) unterstützt bei der rückbesinnenden Einswerdung mit der Natur. Work-Life-Balance? Ein quasi-religiöses Dogma! Die Yin-Yang-Symbolik in der bunten Waschkapsel.
Wir sind abhängig von diesen routinierten Gesten. Aber was, wenn etwas Unerwartetes geschieht, ein „Glitch“ auftritt und wir nicht mehr reflexartig reagieren können?
In GLITCHKO beobachten wir drei unterschiedliche Menschen in einem Boxring, in dem verschiedene Körperverständnisse aufeinanderprallen: eine Flamenco-Tänzerin, ein Yogi und eine Boxerin inmitten einer sterilen und knalligen Materialität. Die drei winden sich dabei thematisch um die Achse der Körperlichkeit. Sie verhandeln Intimität, Hygiene und Kommunikationsformen im Spannungsfeld von Körperzwang und -kontrolle.
Musik und Kostüm vervollständigen das hybride Gesamtbild: Geigenklänge treffen auf bohrende Bässe und Sprechgesang, Altkleider werden in unikate Kostüme transformiert. GLITCHKO gelingt diese moderne theatralische Komposition mithilfe der neuesten Multi-Intense-3 in1-Plus-Performance-Technik.
Im Boxring: Camilla Rocchi, Carolina Castro Marcos, David Vexelman | Regie und Konzept: Julia Kunde und Sophie Wolf | Musik: Gabriel Wörfel | Kostümbild: Nele Brand | Assistenz: Merle Hochstay