Die Menschen sitzen dichtgedrängt am Lagerfeuer und erzählen von den Mythen der Alten, von deren großen Reisen und den seltsamen Wesen denen sie begegneten. Und sie sprechen von Gog und Magog, den unheimlichen, blutrünstigen Wesen, die am Tag des Jüngsten Gerichts von Gott befreit und auf alles Lebendige losgelassen werden. Diese Wesen halten die Menschen in Atem. Niemand weiß, wann sie freigelassen werden, nur dass sie freigelassen werden ist sicher. Und jeder hat Angst vor dem Krieg, der dann über die Menschheit hereinbricht. Sie rüsten sich zum Gegenschlag, verbarrikadieren sich und sprechen sich Mut zu. Doch bald müssen sie mit Erschrecken feststellen, dass Gog und Magog mitten unter ihnen weilen.
Gog und Magog sind die personifizierte Bedrohung: Des Lebens, des Landes, der Gesundheit und der Liebe. Sie wohnen mitten unter uns und man hält sie für die Pest, für Politiker, für Terroristen und die Jugendlichen aus der Sozialbausiedlung. Zuweilen verbirgt sich hinter ihnen sogar der beste Freund. Wir wollen in unserer Inszenierung diesen Bedrohungen nachgehen. Wir werfen die Frage auf, woher die Ängste vor dem Irrationalen und Fremden vor dem Einbruch des Bösen in das „sichere“ System unserer Alltagswelt kommen und wie die Menschen mit ihnen umgehen, sie versuchen zu bekämpfen und zu verdrängen.
Die Proben- und Textarbeit wird in einem Blog, den die Beteiligten ständig aktualisieren, begleitet. Hier kann wer will den Findungs- und Probenprozess verfolgen.
Regie: Christian Hanisch | Dramaturgie: Ulrich Neustadt | Assistenz: Helene Mager, Juliane Schulz | Bühne/Licht/Video: Roozbeh Asmani | Aufbau: Sebastian Fischer, Jay Gard, Daniel Stahl | Es spielen: Sarah Arndtz, Katja Fischer, Falko Köpp
Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
Kreuzer (Franca Hähle): „Hanischs Produktion thematisiert die Auseinandersetzung mit einer irrationalen Bedrohung, die jederzeit eintreten kann: mythisch-mystisches Theater über die kommende Katastrophe. Ein sehr aktuelles Thema in Zeiten von Terrorismus und Atomwaffen. Besonders die tickende Bombe Misstrauen macht die menschliche Fallstudie über Solidarität und Manipulation möglich.“
(nach Texten von Wackerbarth, Baudrillard, Rückert, Koran, Bibel)